Wer erledigt den Haushalt im "modernen" 21. Jahrhundert



Artikel von:
Birgit_Jandt
veröffentlicht am 19.04.2001 12:59 Uhr

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Die 68er Frauenbewegung ist ja nun `ne Weile her. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind.

So verzichten längst nicht alle Hausfrauen aus freien Stücken auf eigene Erwerbstätigkeit. Und "der moderne Mann von heute" beteiligt sich eher sporadisch am Haushalt - selbst wenn die Partnerin berufstätig ist. Hausmänner, die gerne den Haushalt schmeißen und sich um die Kinder kümmern, müssten aus Seltenheitsgründen eigentlich unter Artenschutz gestellt werden.

Zur Geschichte des "Haushaltens"
In der vorindustriellen Gesellschafte hauste man nach heutigen Ansprüchen sehr primitiv: Lehm- und Steinböden waren die Regel, verglaste Fenster waren die Ausnahme, Teppiche gab es nur in Herrenhäusern, Seife ebenso. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert brachte nicht nur die Kanalisation und fließend Wasser, sondern auch die typische Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau. Zuvor hatte man sich in sogenannten Hausgemeinschaften - teilweise mit Knechten und Dienstmägden zusammen - die Arbeiten rund ums Haus geteilt.

Mit der aufkommenden Industrie ging der Mann nun außer Haus arbeiten, die Frau blieb mit den Kindern zuhause. Mit dem Wohlstand vieler stieg auch der Anspruch an Komfort und Sauberkeit. Im Hauswirtschaftsunterricht lernten die jungen Frauen, wie sie ihr Heim sauber und ordentlich zu halten haben. Heutzutage wird die Hausfrau in ihrer Arbeit von modernen Haushaltsgeräten unterstützt - gleichzeitig aber stieg der Anspruch an Sauberkeit nahezu ins Unermessliche. Das Hygienebewusstsein unserer Tage und die schon nahezu hysterisch wirkende Werbung in Richtung "mikrobakterielle Sauberkeit" setzen diejenigen enorm unter Druck, die gerne allen Ansprüchen gerecht werden wollen. Hinzu kommen moderne Lifestyletrends mit hellen, großen Räumen, Möbelstücken aus Glas oder ähnlich schmutzempfindlichen Materialien. Für jeden, der`s ernst nimmt, ein fulltime-job eben, der in unserer Gesellschaft noch dazu nur sehr wenig Anerkennung findet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (1999) beurteilen rund ein Drittel der Bevölkerung einen "angesehenen Beruf" als ein "sehr wichtiges Merkmal für die Integration in das normale gesellschaftliche Leben". Aber erst 1977 wurde das Leitbild der "Hausfrauenehe" innerhalb des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) in Deutschland abgeschafft. Dennoch bleibt nach einer Studie der Arbeitsmarktforscherin Dr. Alexandra Wagner (2000) auch heutzutage die Versorgerehe mit Teilzeitbeschäftigung und "Zuverdienst" der Frau das dominierende Modell.

Wer heutzutage die Hausarbeit erledigt

Wer hat den Tisch gedeckt?
Nach diversen Studien in westlichen Industrieländern erledigen noch heute die Frauen in der Regel bis zu 90% der Hausarbeit. Selbst vollerwerbstätige Mütter sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes täglich fast drei Stunden mit dem Haushalt beschäftigt. Nach einer Studie der Bochumer Psychologin Dr. Elke Rohmann ist sogar unter Studierenden Putzen immernoch Frauensache. Sie untersuchte 400 Haushalte und musste dabei feststellen, dass Frauen nicht nur fast alle Tätigkeiten im Haus sehr viel häufiger übernehmen, sondern von ihren Partnern besonders gern die unangenehmen Aufgaben wie Bad oder Toilette putzen ganz überlassen bekommen.

Nach Ergebnissen der Gleichberechtigungsstudie des Bundesfamilienministeriums (1996) übernehmen Männer im Haushalt eher klischeehaft "männliche" Aufgaben wie Reparaturen oder sie erledigen den Einkauf. Jeder dritte Mann hat aber trotz angeblich so ausgeprägtem technischem Geschick nicht einmal eine Idee davon, wie eine Waschmaschine bedient wird!

Wie fühlen sich die Frauen bei dieser ungleichen Arbeitsteilung?
Gut! Zumindest die meisten. Der Grazer Gerechtigkeitsforscher Prof. Dr. Gerold Mikula fand durch eine repräsentative Umfrage heraus, dass zwei Drittel der Frauen die ungleiche Verteilung der Hausarbeit nicht als ungerecht empfinden. Allerdings findet die Mehrheit der Frauen, das der Partner mehr zur Hausarbeit beitragen sollte. Dieser Widerspruch basiert nach Meinung von Prof. Mikula auf gesellschaftlichen Normen. Demnach beurteilen Frauen die Mitarbeit ihres Partners nicht nach der Erfüllung ihrer Ansprüche, sondern danach, was andere Männer denn so beitragen. So finden 80% der befragten Frauen, ihre Partner würden ebenso viel oder mehr zur Hausarbeit beitragen, wie andere.

Ein zweiter wichtiger Grund dafür, warum sich Frauen nicht benachteiligt fühlen, ist die Anerkennung ihrer häuslichen Arbeit durch ihren Partner. Bekommen sie Bestätigung, ertragen sie ihre "Putzpflichten" leichter. Nach Erkenntnissen der BRIGITTE-Forschung stimmten 1998 zudem noch 48% der 14-49jährigen der Behauptung zu, es sei das Natürlichste für eine Frau, für die Familie und den Haushalt zu sorgen. Allerdings meinen auch 85% dieser Altersgruppe, dass der Beruf für die Frau genauso wichtig ist wie für den Mann. Die Frauen von heute tragen also noch viele überkommene Vorstellungen mit sich herum und träumen gleichzeitig von der Verwirklichung von Gleichberechtigung in allen Lebenslagen. Obwohl 91% der Aussage zustimmen, dass in der Ehe die Frau eine Partnerin mit gleichen Rechten wie der Mann ist, hat nach Meinung von 14% noch immer der Mann in der Familie den Ton anzugeben.

Gründe für das Hausfrauendasein
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (1999), sind mehr als ein Fünftel der westdeutschen Frauen in der Altersgruppe von 18 bis 45 Jahren Hausfrau. Immerhin 44% der Hausfrauen sind deshalb nicht erwerbstätig, weil es ihnen so lieber ist.

7% stimmen der Aussage zu, dass verheiratete Frauen generell nicht arbeiten sollten, und für überraschende 40% (!) gilt als Grund für ihre Nichterwerbstätigkeit, dass ihr Mann dagegen ist. Es gilt also unbedingt zu unterscheiden, wer gerne auf ein Berufsleben verzichtet, und wer dazu gezwungen wird. Sei`s durch ihre altmodischen Männer, sei`s durch die äußeren Umstände. So gehen ganze 35% der nichterwerbstätigen Hausfrauen deshalb keinem Beruf nach, weil sie keine geeignete Arbeitsstelle finden. Für 53% sind fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen die Ursache für ihr Hausfrauendasein. Dies sind gesellschaftliche Begleitumstände, die es zu ändern gilt. Schließlich sind nach Zahlen des Bundesfamilienministeriums (1997) rund 55% der Abiturienten und 46% der Studenten Frauen! Außerdem sind die erzielten Noten im Schnitt besser als die der Männer. Da liegen eindeutig volkswirtschaftliche Ressourcen brach. Selbst wenn Frauen arbeiten, müssen sie sich durch häusliche oder familäre Verpflichtungen sehr viel mehr beruflich einschränken als ihre Partner. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (April 1999) sind fast 90% der Teilzeitbeschäftigten Frauen. Zwei Drittel dieser Frauen gaben persönliche oder familiäre Verpflichtungen als Grund für ihre Teilzeitarbeit an, bei den teilzeitbeschäftigten Männern sind dies nur 13%. Die Hauptursache für Arbeitszeiteinschränkungen bei den Männern ist stattdessen eine Aus- und Fortbildungsmaßnahme. Die Arbeitsmarktforscherin Dr. Alexandra Wagner erklärt in ihrer Studie zum Thema "gewandelte Geschlechterrollen" (2000), dass nicht zuletzt die Steuer- und Sozialpolitik diese ungleichen Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt und bei der Hausarbeit zementieren. So müssen vollerwerbstätige Elternpaare nicht nur mit einer erhöhten Abgabenquote rechnen, sondern haben auch mit der schlechten Kinderbetreuungssituation zu kämpfen.

Alte Rollenzuweisungen und neue Diskriminierungen
Bisher nutzten nur 1,5% der Männer überhaupt die Möglichkeit, ihr Kind durch Erziehungsurlaub selbst zu betreuen. Nach einer Studie des Bochumer Männerforschers Paul Volz möchte sich aber jeder dritte Vater gerne stärker in der Erziehung und auch im Haushalt engagieren.

Der Wiener Werteforscher Paul M. Zulehner teilte als Ergebnis einer Studie (1998) mit, dass nur ein Fünftel der Männer dem Typus "neuer Mann" zuzuordnen seien. Diese Männer seien bereit, Erziehungsurlaub zu nehmen und sich gleichermaßen wie die Frau um Hausarbeit und das Geldverdienen zu kümmern. Als besonders interessant erwähnte Zulehner die Feststellung, dass nicht nur Männer über 50 das traditionelle Männerbild vertreten, sondern auch die unter 20jährigen. Daran könne man laut des Werteforschers erkennen, dass der Abschied vom "neuen Mann" schon in Sicht sei. Als mögliche Begründung für diese Entwicklung könnte man neben der allgemeinen Rollenverunsicherung auch die derzeit sehr hohe Arbeitslosigkeit heranziehen. Drängen die Frauen gleichberechtigt auf den Arbeitsmarkt, müssen die Männer mit noch mehr Konkurrenz zurechtkommen. Hinzu kommt, dass nach Angaben des Bundesfamilienministeriums (1999) in der freien Wirtschaft die Entlohnung für Frauenerwerbsarbeit noch immer im Schnitt bei 77% dessen liegt, was Männer erhalten. Frauen sind häufiger unter ihrem Ausbildungsniveau beschäftigt, stärker in Wirtschaftsbereichen mit niedrigen Verdiensten vertreten und seltener in gut bezahlten Positionen zu finden. Ist Nachwuchs angesagt, soll oder muss automatisch derjenige auf seinen Beruf verzichten, der weniger verdient. Auf der anderen Seite werden Männer fast ausschließlich auf ihre Berufsrolle festgeschrieben - Familie und Haushalt bleiben ihre Privatsache und werden im Erwerbsleben kaum berücksichtigt.

Die häusliche Arbeitsteilung von morgen
Die volle Gleichberechtigung halten nach Angaben des Familienministeriums nur 6% der Frauen und 13% der Männer für verwirklicht. Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) appelliert derzeit in ihren Kampagnen "Mann und Familie" und "Frau und Beruf" dafür, dass sich Eltern in Zukunft gemeinsam Erziehungsurlaub nehmen. Das vor kurzem verabschiedete Bundeserziehunsgeldgesetz ermöglicht es, dass sich beide an der Erziehung und am Haushalt beteiligen. Dabei darf jedes Elternteil bis zu 30 Stunden in der Woche arbeiten. Zudem besteht erstmals ein Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit ab einer Betriebsgröße von über 15 Beschäftigten. Damit werden 75% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erreicht. Es ist für die Gesellschaft auf jeden Fall ein Gewinn, wenn Frauen ihre beruflichen Qualifikationen und Männer ihre sozialen Kompetenzen in Taten umsetzen können.

Außerdem ist geteilte Arbeit doch bekanntlich halbe Arbeit -und für die gewonnene Zeit würde sich bestimmt eine nette Alternative finden lassen, oder?
 

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